Leichte Sprache: Die Bilder

Leichte Sprache und Bilder, da treffen zwei Welten aufeinander. Einerseits gibt es die eindeutige Vorgabe in den Regelwerken „aussagekräftige Bilder und Symbole“ zu verwenden. In der Praxis ist es wichtig, die Bilder sorgfältig auszuwählen.

Das Buch: „Leichte Sprache – Die Bilder“

Im Jahr 2013 ist bei der Lebenshilfe Bremen das Buch „Leichte Sprache – Die Bilder“ erschienen und vermutlich ging durch alle Büros für Leichte Sprache ein Seufzer der Erleichterung: Endlich konnten Übersetzungen ansprechend bebildert werden, die Suche nach geeigneten Fotos hatte ein Ende; und was noch viel schöner war: Die Menschen mit kognitiven Einschränkungen verstehen die Bilder. Dieser Effekt hat sich im Laufe der Jahre sogar noch verstärkt. Denn die einfachen Bilder werden sehr häufig verwendet und haben daher einen sehr hohen Wiedererkennungswert.

Gleiches Bild – unterschiedliche Nutzung

Dies birgt jedoch eine Reihe von (möglichen) Nachteilen:

  1. Texte verlieren die Individualität: Ein Text in Leichter Sprache ist schon aus großer Entfernung zu erkennen. Aber es bleibt unklar, ob es ein Ratgeber, eine Nachricht oder eine Geschichte ist. Ebenso ist nicht klar, wer der Urheber ist. Ob Museum, Krankenhaus, Stadtverwaltung oder Sportverein, Informationen in Leichter Sprache sehen alle gleich aus. Schon die Regel, eine Aussage pro Zeile und der zweizeilige Satz führt zu einer starken Formatierung. Die Ähnlichkeit aller Bilder macht die Texte auf den ersten Blick nicht mehr unterschiedbar.
  2. Bilder sind schlecht kombinierbar: Eindeutige Orte werden in der Regel verstanden. Die Fassade des Museums oder der Stadtverwaltung ist klar erkennbar. Werden grundsätzliche Vorgaben beachtet, sind an dieser Stelle Fotos besonders gut geeignet. In Kombination mit den Leichte-Sprache-Bildern ergibt sich ein Stilmix. Der Text sieht unprofessionell und laienhaft aus.
  3. Bilder werden im unterschiedlichen Kontext verwandt: Die Google-Bildersuche führt zu den unterschiedlichsten Ergebnissen: „Fach-Leute“ sind mal Menschen, die eine Angelprüfung bestanden haben, mal dient das Bild einer Bundestagsabgeordneten dazu, ihren Hochschulabschluss als Sozialpädagogin zu illustrieren, mal sind es Wissenschaftler, die in der Forschung arbeiten, wie zum Beispiel auf der Seite in Leichter Sprache des Internationalen Büros.

Das hat dazu geführt, dass viele Bundesministerien auf Leichte Sprache Bilder verzichten und nur noch die „Hinweise zur Navigation“ mit Screenshots versehen. Die BITV 2.0 lässt dieses Verfahren zu, da es unter Punkt 11 nur heißt: „Es sind aussagekräftige Symbole und Bilder zu verwenden.“ Auch andere  Regeln für die Leichte Sprache beinhalten keine verbindlichen Aussagen.

Besseres Verständnis durch Leichte Bilder

Diese Entwicklung ist jedoch kontraproduktiv – das wird am Beispiel mit dem Museumseingang oder der Stadtverwaltung. Ein Foto kann umständliche Beschreibungen ersetzen und ergänzen.

Durch die starke Gliederung geben gute Fotos einen Überblick über den Inhalt des jeweiligen Absatzes. Auch dadurch wird das Textverständnis deutlich besser.

Eigene Fotos und Agenturbilder

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Eine Lösung sind eigene Fotos oder Bilder von Agenturen. Wenn der Text einen lokalen oder regionalen Bezug und auch die Zielgruppe entsprechend ausgerichtet ist, funktionieren eigene einfache Fotos gut,. Dabei gilt es, grundlegende Bedingungen zu beachten. Digitalfotos von Micro-Stock-Agenturen funktionieren vor allem als darstellende Abbildungen. Dabei sind aber auch die Details wichtig. Die drei Fotos zeigen jeweils ein Smartphone. Obwohl nur das Smartphone abgebildet ist, kann es schon zu Missverständnissen führen. In der ersten Variante mit dem Kirchenfenster bekommt die Prüfgruppe schon Problem, weil nicht eindeutig ist, was dargestellt werden soll. Im zweiten Foto ist es eindeutig durch die Apps ein Smartphone, das dritte Bild taugt, um eine Mobiltelefon darzustellen.

Handy- Leichtes Foto

Grafik eines Handy

Handy (c) Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V., Illustrator Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013

Für ein Handy gibt es auch ein entsprechendes Foto aus dem Buch „Leichte Sprache – Die Bilder“. Die Zielgruppe kennt die Grafik und kann sie entsprechend zuordnen.

Die Beschreibung aus dem Buch dazu lautet:

„Handy

Das sprich man so: Hän-di.

Damit kann man telefonieren.

Und oft noch viel mehr.

Zum Beispiel: Fotos machen“

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, bei denen die Fotos nicht mehr zeitgemäß sind und sich Auftraggeber an der Darstellung stören.

Fotos durch die Prüfgruppe auf Verständlichkeit kontrollieren

Das Smartphone ist nur ein Beispiel, aber auch hier lauern Stolperfallen. Sobald ein weiteres Element auf dem Foto ist, kann es sein, dass die Prüfgruppe das Bild nicht mehr versteht. Wenn ein Auto abgebildet werden soll, eignet sich keine Autobahn. Ein Bus an einer Haltestelle, kann als Öffentlicher Personennahverkehr verstanden werden, es kann aber auch eine Diskussion darum entbrennen, dass das Fahrzeug nicht barrierefrei ist, weil der Einstieg zu hoch ist. Grundsätzlich lohnt es sich, die Prüfgruppe aus unterschiedlichen Alternativen auswählen zu lassen. Das Verfahren ist zwar aufwändig, im Sinn der Inklusion und der Barrierefreiheit aber unerlässlich.

Gerne beraten wir Sie zu dem Thema.